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Montag, 12. Mai 2014

Noch 13 Tage: Politik-Circus

Noch 13 Tage: Was der Circus mit der Wahl zu tun hat


Von PETER WILD

Kurzzeitig dachten wir, wir könnten mit diesem Blog tatsächlich das schaffen, was wir uns seit der ersten Veröffentlichung vor Wochenfrist erhofft hatten: in einen Dialog oder am besten einen Trialog mit unseren Lesern und Politikern kommen. Die Hoffnung genährt hatte die Tatsache, dass sich mit Ralph Perlewitz (CDU) und Klaus Aßhoff (Grüne) am Freitag sogar zwei Warendorfer Ratskandidaten mit Kommentaren gemeldet hatten. Danke dafür, aber geholfen hat es wenig.

Auch ein Hinweis auf diesen Blog auf der Facebook-Seite „Du bist Warendorfer wenn . . .“ hat nur zu bescheidenen Reaktionen hier und dort geführt. Über Kommunalpolitik konstruktiv zu streiten, ist offensichtlich zu anstrengend – da ereifert man sich lieber mit zig Kommentaren zu der Frage, ob ein Circus, in dessen Programm Tiere auftreten, nicht am besten grundsätzlich mit einem Auftrittsverbot belegt werden sollte.

"Die da oben"

Übrigens wissen die nach eigenem Empfinden gut informierten Kritiker, auch ohne sich das selbst anzusehen, dass jeder Circus auf jeden Fall gegen Tierschutzbestimmungen verstößt. Genauso wie nach eigenem Empfinden natürlich niemals schlecht informierte Kritiker von Politikern jeder Art behaupten, „die da oben“ machen hinter sowieso was sie wollen.

Circus und Politik - manchmal gibt es hier wie da Balanceakte und clowneske Vorstellungen.

Alles verbieten?

 
Vielleicht ist ja gerade das die Lösung! Vielleicht sollten die Parteien mal so etwas in ihre Programme aufnehmen: Circus verbieten (Tierschutz), Fleischgrillen verbieten (wahlweise Tierschutz oder Menschengesundheit), Glockengeläut verbieten (Lärmschutz für Sonntagsmorgenslangschläfer), Open-Air-Veranstaltungen verbieten (Lärmschutz für Samstagsabendsfrühschläfer), Haustierhaltung verbieten (Weg mit der Kacke in den Grünanlagen!). Auch verkaufsoffene Sonntage könnte man verbieten lassen, wegen des Familienlebens. Oder die Sonntagsöffnung sogar grundsätzlich vorschreiben, wegen des Familienlebens?

Man könnte wahlweise die ausufernde Mäanderng der Ems mit regelmäßiger Zwangsüberschwemmung landwirtschaftlicher Flächen (Weg mit der monokulturellen, industriellen Landwirtschaft!) oder das Gegenteil, die Trockenlegung des Flussbetts mit Kanalisierung der Ems in unterirdischen Rohren (Weg mit der Gefahr, dass Kinder oder womöglich gar kleine Hunde beim Spielen ins Wasser fallen können!) fordern.

Der Spaß der anderen

 
Eventuell sollte man es aber gar nicht so fürchterlich konkret machen, sondern allgemeiner: Man könnte eine Programmatik entwickeln, die entweder grundsätzlich alles verbietet, was anderen Spaß macht, oder alles, was einem selbst keinen Spaß macht. Am liebsten beides. Mit einem solchen Sowohl-als-auch-Wahlprogramm wäre dann auch jede Partei für jeden wählbar. Und Demokratie wäre endlich nicht mehr so anstrengend.


7 Kommentare:

  1. Politik und Zirkus, Krüßing und Oldtimershow, Mittelalterspectacel und Tierzüchter sind es noch, die Plakate kleben, ein uraltes Medium. Mir fällt auf, dass meinem Wahlbezirk Hoetmar viele Plakate abgerissen wurden. Es war nicht nur der Wind... Hallo, Ihr, von der Selbsthilfegruppe der anonymen Altpapierfreunde, warum macht Ihr Euch die Mühe? Hier könnt Ihr es unter Wahrung Eurer Unsichtbarkeit ehrlich zugeben. Warum?

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  2. Als Stadt Warendorf würde ich die Plakatierung als Wahlkampf-Mittel einfach verbieten! Dann müssten die Bürger sich endlich selbst informieren. Die Stadt sähe schöner aus und die Wahlkampfkosten wären geringer!

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  3. Danke für diese Zuschriften. Aber eigentlich ging es mir im Blog-Beitrag nicht um Plakatierungen und ein mögliches Verbot derselben, sondern um die Frage, welche Themen Bürger tatsächlich bewegen im Wahlkampf und welche nicht. Also: Wen interessiert die Kreisumlage, wenn man sich lieber mit dem Schicksal von Zirkustieren beschäftigt? Hätte also ein Auftrittsverbot für Circusunternehmen nicht besser in die Wahlprogramme von Grünen und Piraten gepasst als Grundsätze zur kommunalen Finanzpolitik, Herr Aßhoff und Herr Lepper? (Redaktion, pw)

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    1. Klaus Aßhoff, BÜNDNIS90/Die Grünen13. Mai 2014 um 15:08

      Ich stimme zu, dass abstrakte Themen schlechter "packen" als konkrete und weit weniger als emotionale. Aber "hätte"...? Die Grünen haben den Tierschutz auf den Europaplakaten ja angesprochen. Ich glaube, den Hahn hat jeder gesehen. Wir hatten in Warendorf in letzter Zeit ja zumindest eine Diskussion um eine Massen-Tierzuchtanlage (Nähe Krankenhaus). Ich ging davon aus, dass das mehr interessiert als ein Zirkus, der demnächst wieder aus dem Blick verschwindet. Aber Tierschutz ist ein grosses Thema, Hahn oder Löwe. Und das haben die Grünen "drauf" gehabt, oder nicht? - Ich persönlich halte nicht artgerechte Tierhaltungskonzepte wie in einem Zirkus übrigens für inakzeptabel und kann mir das auch nicht anschauen...mir tun die Tiere leid und auch die Menschen, die das machen müssen.

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    2. Themen bis ins letzte Detail im Wahlprogramm auszufomulieren würde sicher die Grenzen eines Programms sprengen. Daher legt man sich auf Grundsätze fest und Oberpunkte. Ich denke, wenn man den Tierschutz im Wahlprogramm hat, ist damit natürlich auch gemeint, dass man die Tierhaltung bei einem Zirkus - auch wenn die Amtsärzte ihr OK geben - nicht für richtig hält und dagegen ist.
      Und wenn man dann Themen wie die Kreisumlage aus dem Programm rausnimmt, bekommt man auch wieder einen auf den Deckel, weil man sich nicht um die Finanzierung der Vorhaben usw. kümmert.
      Ein wenig mehr Harmonie, Zusammenhalt und Größe täte uns allen gut.

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  4. Mich wundert es, dass der Beitrag in der Facebook Gruppe nicht mangels "Relevanz" gelöscht wurde. Dort wurde noch nie, höchstens selten, ein politisches Thema diskutiert. Nicht falsches Publikum, eher falsches Medium.

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  5. Ich war erstaunt, dass der Beitrag nicht gleich mangels selbst definierter Relevanz nicht gleich gelöscht wurde. Vielleicht wurde nicht die falsche Menschengruppe, sondern das falsche Medium gewählt: Politik ist nicht das Thema der beschriebenen Gruppe.

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