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Sonntag, 25. Mai 2014

Heute ist der Tag: Geht wählen!

Von PETER WILD


Seit dem 5. Mai haben wir an dieser Stelle täglich Beiträge im Wahlblog veröffentlicht. Heute nun schließen wir dieses Tagebuch. Es sollte Lust machen, zur Wahl zu gehen. Ob wir dazu haben beitragen können, sollen andere beurteilen.
Jetzt sind Sie dran, liebe Leser: Die 20 Wahllokale in Warendorf sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. An die 200 Menschen, die meisten freiwillig, werden als Wahlhelfer in den Lokalen und im Bürgerbüro für einen (hoffentlich) reibungslosen Ablauf sorgen. Ihnen allen soll auch von dieser Stelle schon mal ein dickes Dankeschön gesagt werden.


Bundeswahlleiter forscht

Es gilt, die Zukunft Europas, des Kreises und der Stadt Warendorf mitzubestimmen – jedenfalls dazu einen kleinen Beitrag zu leisten. Eine Besonderheit erwartet die Freckenhorster in den Wahlbezirken 16 und 18. Für die Durchführung einer repräsentativen Wahlstatistik für den Bundeswahlleiter werden an die Wähler Stimmzettel für die Europa- und Kreistagswahl mit einem Unterscheidungsmerkmal nach Geschlecht und Altersklasse ausgehändigt.


Wahlparty im Sophiensaal

Wenn die Wahllokale geschlossen sind und die ersten Ergebnisse der Auszählungen eintreffen, beginnt im Sophiensaal, Kurze Kesselstraße 17, eine Präsentation der lokalen Ergebnisse. Vertreter von Parteien und Wählergruppen werden dabei sein – Politik und Politiker zum Anfassen sozusagen. Auf drei Leinwänden werden die Ergebnisse aus den Wahllokalen für die Europawahl, die Wahlen des Landrates, des Kreistages und des Rates präsentiert.


„Glocke“ print und online

Über die Ergebnisse der Wahlen in unserer Region informiert selbstverständlich auch „Die Glocke“ am Sonntag im Internet sowie auf Twitter. Ein Wahl-Spezial auf www.die-glocke.de bündelt Nachrichten, Analysen und Links zu den Live-Ergebnissen. Kurznachrichten aus den Rathäusern und Kreishäusern twittert die Redaktion über den Live-Ticker auf twitter.com/dieglockelive. Diesen Kanal erreichen Sie auch über unsere Homepage.


Das Ende des Wahl-Blogs

Und am Montag finden Sie dann gewohnt ausführliche Berichte, Fotos und Tabellen in unserer gedruckten Ausgabe.
Nur in diesem Blog nichts Neues mehr. Wir haben sein Ende bewusst so gewählt, denn er heiß ja: warendorf-waehlt. Und nicht -hatgewaehlt.

Samstag, 24. Mai 2014

Noch 1 Tag: Endspurt der nervösen Polit-Hemden

Von PETER WILD


Man hätte es nach 37 Jahren Berufserfahrung als Tageszeitungsredakteur eigentlich wissen müssen. Und doch hatte ich am Freitagmorgen nicht damit gerechnet, was der Redaktion bei der Produktion der Samstagausgabe noch so alles auf den Tisch bzw. ins E-Mail-Postfach flattern sollte. Es war halt der letzte Arbeitstag der Redaktion vor den Wahlen am kommenden Sonntag.


Was alles nicht erschien

Um es vorweg zu sagen: All die Dinge, von denen die nächsten Zeilen handeln, stehen nicht in der Print-Ausgabe der Glocke. Wir halten aus gutem Grund an der alten Tradition fest, in der letzten gedruckten Ausgabe vor einer Wahl keine parteipolitischen Aussagen mehr zu veröffentlichen, in denen gegen den politischen Mitbewerber geschossen wird, der dann keine Möglichkeiten mehr hat, mit einer Gegen-Stellungnahme zu reagieren.
In Online-Foren wie diesem Blog ist das etwas anderes. Wie man das ja aus einschlägig bekannten sogenannten „sozialen“ Netzwerken weiß, kann man sich da ja -vorzugsweise anonym- bis zum gegenseitigen Erbrechen die Meinung m die Ohren hauen. Wer das zu diesem Beitrag möchte, kann uns ja seinen Kommentar senden. Vielleicht schalten wir ihn sogar frei, wenn wir es journalistisch verantworten können, für die Veröffentlichung geradezustehen. (An dieser Stelle können alle Piraten, die ja schon die zeitverzögerte Veröffentlichung, in jedem Fall aber jede presserechtliche Überprüfung solcher Inhalte für Zensur halten, schon mal wieder die Hasskappe aufsetzen).


Stellungnahmen reihenweise

Aber kommen wir zu den Inhalten: Die ersten Stellungnahmen kamen gestern von den beiden SPD-Ratskandidaten Dr. Erich Tertilt und Andreas Hornung, die sich über den Vorwurf in einem Leserbrief der FDP-Ratskandidatin Dr. Beate Janinhoff aufregen mussten, weil die von „Unwahrheiten, die die SPD in ihren Leserbriefen von sich gibt“ geschrieben haben soll. Hat sie auch, aber genau diese Passagen sind in der Glocke gar nicht veröffentlicht worden, weil wir solange an dem Janinhoff-Brief herumredigiert hatten, bis nur noch die Sachaussagen drin stehengeblieben waren.
Da hat sie Glück gehabt, die liebe Beate, dass wir so vorausschauend (andere würden sagen: zensierend) arbeiten! So braucht sie heute nicht zu lesen, dass ihr der Ratskollege Tertilt „Holzhammermethoden“ vorwirft. Unter Doktores eigentlich auch nicht die feine Art. Wir haben übrigens auch Glück gehabt und unsere Leser erst recht, denn wir haben den dadurch eingesparten Platz in unserer Zeitung sinnvoll(er) füllen können.




Wolffs fiese Fliesen

Nicht lesen können Sie in der „Glocke“ heute auch eine Stellungnahme der Heimatvereinsvorsitzenden Mechtild Wolff. Die sah sich veranlasst, so kurz vor der Wahl Stimmung in Sachen Marktplatzsanierung zu machen. Mit einem Horror-Foto, dass eine Geschäftsstraße mit spiegelglatten, superfiesen Fliesen (die würden bei uns nicht mal im Keller liegen) aus der Innenstadt von Minden garniert, versuchte die vor Jahren aus der CDU ausgetretene ehemalige Ratsfrau ihren Ex-Unionskollegen eins auszuwischen. Dabei behauptet sie, dass (die von der Stadt mit der Entwurfsplanung beauftragte) „Firma Pesch & Partner eine überteuerte Neupflasterung mit einem großflächigen, glatten Natursteinpflaster“ vorschlage. So hätte das Büro „schon die Innenstädte von Göttingen und Minden gestaltet, und die Bürger sind selbst entsetzt, dass die Stadt jetzt wie ein Bahnhofsvorplatz aussieht“.
Da hat die liebe Mechtild aber mal wieder einen rausgelassen. Aber ich denke, sie weiß als Ex-Ratsfrau durchaus noch, dass kein externes Büro dieser Welt, auch nicht Pesch & Partner, und kein Bauverwaltungsmann, auch nicht Peter Pesch, von sich aus darüber entscheiden können, welches Pflaster hier verlegt wird. Das macht immer noch der Rat, und zwar der neue, der am Sonntag gewählt wird. Ich bin sicher, wer immer darin sitzen wird, wird einer 60er-Jahre-Terrassenfliese keine Chance in Warendorfs Altstadt geben – in keiner Gasse, und auf keinen Fall auf unserem Marktplatz.
Oder vielleicht doch? Ausgerechnet ein ehemaliger Ratskollege von Mechtild Wolff, Hermann Wohlers, scheint mich da Lügen zu strafen. In seinem Leserbrief auf die bei uns aus gutem Grund noch gar nicht veröffentlichte Horrorgeschichte aus der Wolffschen Feder kritisierte er zwar seine ehemalige Mitstreiterin („Mechtild Wolff übertreibt wieder einmal sehr, ohne zu überzeugen“), um sich dann aber anscheinend und ausgerechnet als Freund des horizontalen Plattenbaus zu outen: Natursteinpflaster habe sich nicht bewährt, und die Begehbarkeit müsse oberste Prämisse sein. Wohlers wörtlich: „Dann wird kaum einer das historische Pflaster vermissen oder ihm nachtrauern.“

„Sogenannte Ehrenmänner“

Und dann ist da auch noch Hans-Georg Hild, der Zwillingsbruder des über Jahrzehnte omnipräsenten und nun aus dem aktiven Polit-Geschehen ausscheidenden CDU-Fraktionschefs (erst im Rat, dann im Kreistag) Karl-Wilhelm. Er äußerte sich einmal mehr zum Thema Führungskrise am Josephs-Hospital. Folgende Worte findet er für das Kuratorium, das, glaubt man dem Bürgermeister (siehe wiederum „Glocke“ von heute), eine jahrelange Pflichtverletzung des deshalb nun entlassenen Vorstandsvorsitzenden aufgedeckt haben will: „Frechheit“, „unverschämtes Spiel“, „unqualifiziert“, „erbärmlich“. Quintessenz des Herrn H. aus F.: „Die sogenannten Ehrenmänner sollten sich in Grund und Boden schämen.“
Man möchte all diesen Protagonisten zurufen: Abrüsten! Streitkultur gehört zur Demokratie, aber bitte die Kultur nicht vergessen. Und nicht vergessen, dass sich am Ende keiner mehr für Ehrenämter findet, wenn Fairness im Umgang untereinander auf der Strecke bleibt.


Die wollen doch nur spielen

Aber nein, so kann dieser Blog nach 20 Tagen nicht enden. Und deshalb sagen wir: Wenn die Wahl erstmal vorbei ist, werden sich die Damen und Herren schon wieder beruhigen. Die wollen doch nur spielen. Hunde, die bellen, beißen bekanntlich nicht. Und eigentlich sind alle, die sich am Sonntag zur Wahl stellen, ganz nette, friedliche und engagierte Menschen, die meisten sogar auch einen Tag vor der Wahl noch.
Darum: Gehen Sie am Sonntag hin und bestimmen Sie mit. Von mir aus auch, damit am Ende nicht doch noch Badezimmerfliesen auf dem Markt verlegt werden.

Freitag, 23. Mai 2014

Noch 2 Tage: Der Trend geht zur Briefwahl – bis 18 Uhr

Von PETER WILD


Der große Wahltag naht, die Spannung steigt. Was die Europawahl angeht, gibt es bereits die ersten Wasserstandsmeldungen aus dem Ausland – nicht über den politischen Trend, sondern über die Wahlbeteiligung. Grund zum Optimismus gibt das nicht.

Also müssen wir es rausholen, liebe Warendorfer. Sorgen wir doch mal dafür, dass diese Stadt überregional bekannt wird für gute Wahlbeteiligung, ganz gleich, ob bei der Abstimmung über die Zusammensetzung des Europaparlaments, des Kreistags oder des Stadtrats. Oder in der Frage, wer unser Landrat wird. Immerhin sind sowohl Amtsinhaber Dr. Olaf Gericke (CDU) als auch sein Herausforderer Franz-Ludwig Blömker (SPD) Bürger dieser Stadt. Auch wenn nur einer gewinnen kann, haben es doch beide verdient, mit einem hohen Ergebnis aus dieser Wahl zu gehen.


Deutlich mehr Briefwähler

Eine kleinen Vorsprung haben die Warendorfer schon herausgearbeitet. Bis Donnerstagabend sind bereits 4415 Briefwähler registriert worden. Damit liegt Warendorf schon jetzt deutlich über dem Gesamtzahl der Briefwähler bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren. 2009 hatten nur knapp 3200 Menschen diese Möglichkeit der Vorab-Wahl genutzt, und das, obwohl auch die Bürgermeisterwahl anstand. Bei der ebenfalls im „Superwahljahr“ 2009 durchgeführten Europawahl lag das Briefwahlaufkommen sogar noch deutlich darunter. Damit bestätigt sich laut Wahlbüroleiterin Karin Kövener ein seit Jahren zu beobachtender Trend zu mehr Briefwählern.
Ob daraus im Umkehrschluss bereits jetzt gefolgert werden kann, dass die Wahlbeteiligung insgesamt hoch wird und dass die Kommunalwahl die Wahlbeteiligung bei der parallel durchgeführten Europawahl nach oben zieht, bleibt dahingestellt.


Heute noch bis 18 Uhr geöffnet

Was sicher ist: Am Freitag, 23. Mai, besteht noch bis 18 Uhr die Möglichkeit, Briefwahl zu beantragen und am besten gleich vor Ort im Bürgerbüro, das zurzeit mindestens zur Hälfte (auch) ein Wahlbüro ist, durchzuführen. Wenn Karin Kövener am Freitag um 18 Uhr den Schlüssel umdreht, gibt es nur noch ausnahmsweise die Möglichkeit der Briefwahl. Wer kurzfristig erkrankt und nicht selbst zu seinem Wahllokal kann, hat die Möglichkeit, noch bis am Wahlsonntag um 15 Uhr die Briefwahl zu machen.
Eine weitere Sonderöffnungszeit des Wahlbüros ist reserviert für alle, die trotz Anforderung keinen Wahlschein erhalten haben. Am Samstag haben diese Betroffenen bis 12 Uhr die Möglichkeit, sich im Gebäude der Stadtverwaltung, Lange Kesselstraße 4-6, zu melden.


30000 können mitbestimmen

Übrigens haben zum Stichtag 30 675 Warendorfer bei der Kommunalwahl (ab 16 Jahren) und 29150 bei der Europawahl (ab 18 Jahren) die Chance der politischen Mitbestimmung. So privilegiert sind längst nicht alle 7,2 Milliarden Menschen auf dieser Welt. Machen wir was draus!

Donnerstag, 22. Mai 2014

Noch 3 Tage: Von Frontalangreifern und Querdenkern

Von PETER WILD


Noch drei Tage gehen ins Land, dann dürfen wir an die Wahlurnen. Zwar hat es lange gedauert, aber jetzt, so kurz vor Toreschluss, kommt doch noch Fahrt in den Wahlkampf. Wer heute in die gedruckte Ausgabe der „Glocke“ sieht, der findet eine ganze Latte Leserbriefe, allesamt irgendwie hochpolitisch. Dass das Tauziehen um die richtige Wahl bei der Marktplatzsanierung zu den Streitpunkten gehören sollte, war an dieser Stelle bereits ausführlich thematisiert worden. Und das ist gut so, denn das integrierte Stadtentwicklungskonzept, für das der Markt Pilotprojekt sein soll, ist nicht nur eines der wichtigsten Vorhaben der nächsten Ratsperiode, sondern auch ein für viele Bürger sehr konkretes Projekt, über das es sich lohnt, intensiv zu streiten.


Zwei neue "Aufreger"

Gleichwohl dominieren auch zwei weitere „Aufreger“ unsere heutige Zeitungsausgabe, und da haben wir eine gute und eine schlechte Nachricht zu verkünden.

Die schlechte zuerst: Spätestens mit der „persönlichen Stellungnahme“ von Bürgermeister Jochen Walter als Kuratoriumsvorsitzender ist die unselige Führungsdiskussion bei der Stiftung Josephs-Hospitals (leider) doch noch zum Politikum geworden. Was da abgeht, kann niemanden kalt lassen. Wie ist es einzuordnen, dass derselbe Jochen Walter, der sich noch im Januar geoutet hatte, neben dem Vertreter der niedergelassenen Ärzte, Dr. Gottfried Färber, als einziger gegen die Trennung vom Vorstandsvorsitzenden, Krankenhausdirektor Dr. Martin Biller, gestimmt zu haben, jetzt -ohne erkennbare Not- den inzwischen von einer nachgeschobenen fristlosen Kündigung (im wahrsten Sinne des Wortes:) Betroffenen öffentlich derart an den Pranger stellt? Welche Kräfte wirken da auf den ansonsten als „Moderator“ geschätzten Ersten Bürger ein, dass er in dieser Sache so offensiv nach vorne geht?


Was, wenn auch Bürgermeisterwahl wäre?

Und auch diese Frage dürfte in einem Blog zur Kommunalwahl erlaubt sein: Was wäre los, wenn nicht nur der Rat, sondern auch der Bürgermeister zur Wahl stünde? Hätte der Amtsinhaber, wenn er sich selbst zur Wiederwahl hätte stellen wollen, auch kurz vor dem Urnengang einen solchen Schritt gewagt?
Man könnte es allerdings auch anders sehen: Vielleicht bezieht er jetzt nur deshalb so klare Position, weil er meint, sich das leisten zu können, weil er ja weder am Sonntag zur Wahl steht noch im September 2015 für eine dritte Amtszeit kandidieren will? –Genug Stoff jedenfalls, um über die Mechanismen von Kommunalpolitik an dieser Stelle nachzudenken.


Starke Worte für liberale Kirche

Und nun die gute Nachricht, obwohl dieser weitere „Kracher“, den Sie heute in der „Glocke“ lesen können, zu Unrecht fast an den Rand gedrängt ist: Einer, der sich auch nicht basisdemokratisch wählen lassen muss, hat gleichwohl oder gerade deshalb so mutige wie riskante politische Aussagen gewagt: Laurentius-Pfarrer Peter Lenfers hat in einer Predigt starke Worte für eine liberalere katholische Kirche gefunden: Für Frauen im Priesteramt, gegen den Zölibat, für mehr Rechte von wiederverheirateten Geschiedenen in der Kirche und mehr Achtung für andere Weltreligionen. Alle Achtung. Eine so mutige Positionierung möchte man sich von manchem Politiker wünschen, der am Sonntag zur Wahl steht. In Europa oder in Warendorf.

Der Applaus aus dem Kirchenschiff hat gezeigt, dass es sich lohnt, auch mal querzudenken und zur Not querzuschießen. Hoffentlich sieht das der Bischof von Münster auch so.