Seiten

Samstag, 17. Mai 2014

Noch 8 Tage: Wann kommt die Politik auf den Hund?

Von PETER WILD

Beim Schnüffeln in den Wahlprogrammen der sechs für den Rat in Warendorf kandidierenden politischen Gruppierungen haben wir viel entdeckt, was keinen unterscheidet (zum Beispiel sind sparsame Haushaltsführung bei möglichst geringer Verschuldung und sinnvollen, gezielten, nachhaltigen Investitionen bei allen Parteien im Grundsatzprogramm) und hier und da auch was, womit sich einer deutlich von anderen abhebt. Aber es gibt auch Themen, die gar nicht vorkommen. Zum Beispiel ist keine Partei auf den Hund gekommen.

Kein Wort zum Thema Hund

Das ist nicht zu fassen: Nirgendwo auch nur ein Wort, das wahlweise Hundefreunde oder Hundehasser überzeugen könnte, die eine oder andere Partei zu wählen. Gerade deshalb hätte man sich hier mit einem einzigen Programmpunkt ein Alleinstellungsmerkmal sichern können, das Wählerstimmen bringt.
Dabei muss man sich einmal vor Augen führen, welches Potenzial da brachliegt: Es werden laut Stadtverwaltung im gesamten Stadtgebiet rund 2800 Hunde gehalten. Offiziell jedenfalls, wer weiß, wie viele Bellos trotz Schnüffel-Offensive der kommunalen Steuerverwaltung im vergangenen Herbst immer noch illegal, das heißt ohne Steuermarke, in dieser schönen Stadt leben.

Aber nur mal die offizielle Zahl als Basis genommen: 2800 Hunde leben in Haushalten mit im Schnitt, sagen wir mal, jeweils zweieinhalb Wahlberechtigten. Damit wären es rund 7000 potenzielle Wähler, die sich dem Hund als dem besten Freund des Menschen nahe fühlen. Wenn man bedenkt, dass bei der vergangenen Ratswahl (leider nur) gut 18 000 Stimmen abgegeben wurden, wären das annähernd 40 Prozent. Damit könnte man schon Wahlen entscheiden.

Wäre das ein Spaß für alle Hundefreunde:  Freilaufflächen und Agility-Parcours in allen Ortsteilen. Aber nichts in den Parteiprogrammen! Da stellt sich die Frage: Wieso ist eigentlich noch kein Lokalpolitiker auf den Hund gekommen? Das Wählerpotenzial müsste  gigantisch sein.

Wahlversprechen als Selbstläufer

Was könnte man Hundefreunden nicht alles versprechen, um sie zu ködern: Auslaufflächen und Freispielplätze, in jedem Ortsteil einen Agility-Parcours, subventionierte Welpenschulen und Hundeführerkurse (ausgebildete Hunde mit gutem Sozialverhalten dienen schließlich auch dem gesellschaftlichen Miteinander der zum Thema Hund gespaltenen Bevölkerungsgruppen), kommunale Leihhunde zur Bespaßung von Senioren in den Altenzentren (wird bei dem vielzitierten demografischen Wandel immer wichtiger) wie auch der Kleinen in den Kindergärten (eine sinnvolle familienpolitische Investition zur Zukunftssicherung). Die Liste ließe sich fortführen. Von der Reduzierung oder gar einem Verzicht auf die Hundesteuer (die 200 000 Euro könnte man auch woanders locker einsparen) ganz zu schweigen.
Und wie toll könnten Parteien damit werben! Die FDP zum Beispiel könnte sich bei Hundefreunden unsterblich machen mit der radikalliberalen Forderung: „Freiheit für alle. Weg mit dem Leinenzwang.“ Nun gut, ob das bei Kritikern der Hundehaltung gut kommt, lassen wir mal dahingestellt.

Mit Schietbüdel Wahlerfolge eintüten

Aber sicher gibt es auch zum Thema Hund Maßnahmen, mit denen man Hundefreunde wie Hundehasser überzeugen könnte: Eine städtische Offensive zur Aufstellung und regelmäßigen Unterhaltung von Hundekotbeutelspendern (woanders auch gerne Schietbüdel genannt) wäre ein Projekt, das die erwähnten 7000 Hundefreunde und weitere, sagen wir mal, 7000 Hundehasser gleichermaßen erfreuen könnte. Macht 14000 potenzielle Wähler, das wäre locker eine Dreiviertelmehrheit im Rat.
Die Parteien werden sich in den Allerwertesten beißen, dass darauf (vor mir) noch keiner gekommen ist. Im nächsten Leben werde ich Parteienberater. Oder Hund.

1 Kommentar:

  1. Klaus Aßhoff, BÜNDNIS90/Die Grünen18. Mai 2014 um 00:32

    Hilfe, er ist wild geworden!!! Was sind das für Töne?
    Das nützt doch nichts. Es ist nämlich zu spät für Politik. Ja, sicher. In unserer Fraktion haben wir mal über einen Kotflyer gesprochen, den ein engagierter Bürger auflegen (lassen) wollte. Das schon. Dabei blieb es dann aber. Seitdem hat sich dazu niemand mehr geäußert. Dabei muß ich sagen: In unserer Fraktion hat kaum jemand einen Hund. Wir haben zum Beispiel zuhause eine Katze, da ist es schon ganz natürlich, sich um Hunde nicht zu kümmern. Ich entsorge das, was sie hinterläßt über den Müll, den ich allerdings auch selbst seit jeher treu und brav bezahle. Was die Fraktionskolleginnen an Haustieren haben, weiß ich weiter nicht. Wenn überhaupt, sind es jedenfalls nur einzelne Tiere. Schon aufgrund des Parteiprogrammes. Aber ich schweife ab. Zurück zum Thema: Ich befürchte, daß es nach diesem wilden Artikel oben in unserer Fraktion - wenn auch verspätet - geradezu zu einem Diskussionssturm kommen wird. Meine Freude hält sich aber in Grenzen. Vor zig Jahren war das schon mal Thema, daher weiß ich, was kommt: Unsere Haushaltspolitiker werden nicht an der hochspannenden Frage vorbeifinden, ob welche Kotbeutelspenderdichte überhaupt zu dem jeweiligen Kotaufkommen in einem wirtschaftlich angemessenen Verhältnis steht. Ich höre sie schon über eine drohende Kotbeutelpreiserhöhung lamentieren. Nein, da darf man nicht viel fragen, zumal als Sozialpolitiker nicht. Dann geht es erst richtig los: Ob ich denn nicht wüßte, daß die Kotbeutel ja aus Erdöl gemacht sind - als wenn die Ölpreise heute noch irgendjemanden interessieren würden. Und außerdem machen die Hunde ja auch alle unterschiedlich große Portionen werden sie mir entgegenschleudern - dann fällt zum ersten mal das Wort Kotstruktur, die Wirkungsgraddebatte rollt heran usw. usw.. Wie ich das hasse! Jetzt, wo ich dran denke, weiß ich ganz genau, wer von unserer Fraktion sich mit dem Thema der nutzungsabhängigen Kotbeutelgröße bis hin zu einer Ampelkennzeichnung (Großer Hund: ROT, mittelerer Hund GELB, kleiner Hund GRÜN) einbringen wird. Eine Wiederverwendbarkeitsdebatte wird kommen, Kotbeutelspülanlage, Kotbeutelpfandsystem. (Da hatten wir mal große Erfolge bei Getränkedosen, aber kann man das einfach übertragen?) Dann wird wieder ein Nachzügler kommen, lange wichtig schweigen und schließlich mit einer ganz leisen und eindringlichen Stimmlage die Frage nach dem Hundekotaufkommen entlang der B64 aufwerfen. Dann ist der Abend gelaufen. Nein - das Hundethema ist eines, da könnte ich davor weglaufen. Und das tue ich jetzt auch. Tschüß.

    Nur gut, daß unsere Fraktionssitzungen immer öffentlich sind, da ist nämlich immer alles, was man mal so verrät, überhaupt kein Geheimnis, hihi.



    AntwortenLöschen

Ihr Kommentar wird in Kürze von unseren Blog-Moderatoren freigeschaltet.