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Freitag, 16. Mai 2014

Noch 9 Tage: Entspannung vor Beelener Gipfeltreffen

Von PETER WILD

So wirklich mitreißend ist er (noch) nicht, der Kommunalwahlkampf anno 2014. Wo sind die Themen, wo die Charakterköpfe, an denen sich die politischen Geister scheiden?
In Warendorf fehlt denn doch der Wahlkampf um das Bürgermeisteramt, der die Kommunalwahlen 2004 und 2009 dominiert hatte. Bei den beiden zurückliegenden Wahlen hatten die Zweikämpfe zwischen Amtsinhaber Theo Dickgreber (CDU) und Herausforderer Jochen Walter (parteilos) sowie zwischen Amtsinhaber Jochen Walter und Herausforderer Marc-André Burgdorf (CDU) so übertüncht, dass das Fehlen großer Streitthemen zwischen den Ratsfraktionen gar nicht so auffiel.
Diesmal fällt es auf, dass auffällig wenig Polarisierendes aufs Tapet kommt. Auch von einer Schlacht an den Infoständen –ob mit Argumenten oder „Giveaways“– kann beim Straßenwahlkampf nicht die Rede sein, wie in einem Beitrag in der heutigen „Glocke“-Ausgabe Warendorf berichtet wird.

 

Beelen in Gallien?

In Anlehnung an das berühmte Vorwort in den Asterix-Comics möchte man sagen:
Wir befinden uns im Jahre 2014 n.Chr. Ganz Westfalen ist von kommunalpolitischer Lethargie befallen. Ganz Westfalen? Nein! Ein von unbeugsamen Kämpfern vom Stamme Beelens bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.
Und tatsächlich: Während in Warendorf und Everswinkel die Bürgermeister ein Jahr in die Verlängerung gehen, sich in Sassenberg König Josef (Uphoff) ohne Widersacher in einer Volksabstimmung zu einem sicher sehr hoch zweistelligen Ergebnis bis 2020 bestätigen lassen darf, mausert sich Beelen als kleinste Gemeinde im Kreis zum Nabel des Kommunalwahlkampfs. Da haben wir also mit der Wahl des Veranstaltungsorts für unsere politische Talk-Runde „Halb acht“ am kommenden Dienstag (20. Mai, 19.30 Uhr, Saal Schumacher) goldrichtig gelegen!

Das sind die Kontrahentinnen in Beelen: Bürgermeisterin Elisabeth Kammann (FWG, links) und ihre Herausforderin, Bettina Papenbrock (FDP). Dank freundschaftlicher Umarmung gelang es dem verkehrspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christof Rasche, bei einer Veranstaltung  am 7. April in Beelen, beide auf ein Foto zu bekommen. "Die Glocke" und "Radio WAF" bieten beiden Frauen am 20. Mai beim Polit-Talk "halb acht" eine gemeinsame Couch-Sitzung an.


Besondere politische Konstellation

Was ist in Beelen anders als in anderen Orten des westfälischen Galliens? Nun: Erstes gibt es hier seit vielen Jahren eine besondere politische Konstellation: Nirgendwo sonst in der Region hat eine Freie Wählergemeinschaft die Mehrheit im Rat. Zwar ist ein parteifreier Bürgermeister inzwischen durchaus nicht mehr so selten wie noch vor einigen Jahren, aber eine FWG-Bürgermeisterin mit eigener Ratsmehrheit ist noch immer im höchsten Grad exotisch. Allein die immergrüne Diskussion um die Frage, ob der direkte Draht von CDU- oder SPD-Bürgermeistern über die Parteischiene nach Berlin oder Düsseldorf nicht doch besser ist als der einer freien Einzelkämpferin ohne Parteibuch, ist schon spannend.
Elisabeth Kammann ist schon zweimal in Direktwahl in das Amt gewählt worden, gegen insgesamt drei Konkurrenten mit CDU- und SPD-Parteibuch. Erstmals tritt mit Bettina Papenbrock jetzt eine Frau gegen sie an, und zwar auf Ticket der FDP. Das riecht angesichts der Nominierung durch die kleinste Ratsfraktion zunächst einmal nicht nach einem Machtwechsel, aber Überraschungen sind in Beegallien nie ausgeschlossen.

Kreis-Prominenz kommt

Dass am Dienstag zu „halb acht“ auch die Polit-Prominenz auf Kreisebene, Landrat Dr. Olaf Gericke (CDU) und sein Herausforderer Franz-Ludwig Blömker (SPD) auf die Talk-Couch kommen, macht Beelen vollends zum Zentrum des regionalen Wahlkampfs. Besondere Brisanz hat das Gipfeltreffen zwischen der Bürgermeisterin der kleinsten Gemeinde des Kreises und dem Landrat durch eine kommunalaufsichtsrechtliche Prüfung der „freihändigen“ Vergabepraxis kommunaler Planungsaufträge ausschließlich an gelistete Beelener Architekten. Eine Rüge des Landrats hätte die Bürgermeisterin in Erklärungsnot gebracht.

Kommunalaufsicht: Entwarnung

Seit gestern Abend ist das Damoklesschwert aus der Luft: Kommunalrechtlich sei die Vergabepraxis des Rats in Beelen nicht zu beanstanden, hat der Landrat entschieden. Politisch aber kann man darüber durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Das ist auch gestern Abend im Rat deutlich geworden. Als Gesprächsstoff für die Diskussion am Dienstagabend ist das Thema also nicht vom Tisch. „Die Glocke“ und „Radio WAF“ laden Bürgermeisterin und Landrat ein, gemeinsam auf unserer Couch Platz zu nehmen und den Wählern das alles zu erklären. Man darf gespannt sein.

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