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Montag, 5. Mai 2014

Noch 20 Tage: Und wer ist k.A.?

 

Noch 20 Tage: Aber wer ist eigentlich k.A.?


Von PETER WILD

Seit etwa zwei Wochen werden sie in einer „Glocke“-Serie vorgestellt: die Rats- und Kreistagskandidaten aus der Region. Nicht in jedem Fall aber kann die Redaktion das Informationsbedürfnis und den Wissensdurst potenzieller Wähler stillen. Zwar haben die meisten Bewerber die Fragen der Redaktion bereitwillig beantwortet. Manche aber auch nicht.

Bei dieser Spezies ist die einzige Aussage eines Menschen, der sich anschickt, sich in der repräsentativen Demokratie um ein Mandat zu bewerben, „k.A.“ - was soviel heißt wie: keine Angaben. Sie wollen weder über ihren Beruf und ihr Alter Auskunft geben, noch ihren Familienstand oder die Zahl der Kinder öffentlich preisgeben. Sie wollen nicht verraten, welche lokalpolitische Erfahrung sie haben und noch nicht einmal, welche Schwerpunkte sie sich setzen wollen, wenn sie denn gewählt würden. Einige dieser Spezialisten lehnen es selbstverständlich auch ab, ein Porträtfoto zur Veröffentlichung freizugeben.Was ist das für ein Selbstverständnis? Welche Arroganz gegenüber dem Souverän, dem Wähler, sich zwar zur Abstimmung zu stellen, aber rein gar nichts darüber zu verraten, wer man ist und was man will? Datenschutz ist ein hohes Gut, und wer Privates für zu intim hält, um es öffentlich preiszugeben, der hat selbstverständlich das Recht, dies zu verweigern. Aber so total?

Es ist ja verständlich, dass man nicht unbedingt verraten muss, welches Buch gerade auf dem Nachtisch liegt. Das wollten wir Glöckner zumindest auch gar nicht wissen. Erst recht nicht, was sonst noch so läuft außer Lesen. Aber wenn sich jemand einer Wahl stellt, dann sollte er/sie seinem/ihrem potenziellen Wähler doch zumindest ein Bild vermitteln, warum eigentlich ein Kreuzchen ausgerechnet an dieser Stelle gemacht werden soll.
Auffällig ist, dass zum Beispiel bei der Kreistagswahl insbesondere viele Kandidaten der Piraten und der Alternative für Deutschland nicht geneigt sind, auch nur das Mindeste von sich preiszugeben. Haben sie etwas zu verbergen? Und wie ist das mit der Transparenz und der Netzoffenheit, die gerade die Piraten wie eine Monstranz vor sich hertragen?

Beispiel Warendorf: Von den nur vier Kandidaten, die sich überhaupt gefunden haben, in einem der 20 Wahlbezirke Warendorf anzutreten, haben zwei gar keine Angaben gemacht. Wer soll die denn wählen? Oder muss die Frage lauten: Wollen die überhaupt gewählt werden? Wahrscheinlich haben sie nur ihren Namen (immerhin) hergegeben, damit die vermeintlich so jung-dynamische Newcomerpartei überhaupt auf vier von 20 Wahlzetteln steht. So wird mühsam kaschiert, dass die Piraten in Warendorf im Grunde eine Ein-Mann-Veranstaltung sind. Aber Oberpirat Martin Lepper alleine kann den Sprung in den Rat nicht schaffen, dafür braucht er Platzhalter, die nur pro forma auf der Liste stehen. Ob allerdings eine Partei, die nur in vier von 20 Wahlbezirken überhaupt praktisch wählbar ist, eine echte Alternative darstellt, mag dahingestellt sein. Wenigstens hätte Leppers „Kleeblatt“ soviel Engagement zeigen müssen, dass nicht nur Namen, sondern auch Persönlichkeit und Programmatik zumindest in Ansätzen erkennbar wären. Als Gleichung mit gleich zwei Unbekannten wird Leppers Rechnung wohl nicht aufgehen.

Fertigmachen zum (k)entern?

Nur Silhouetten ohne persönliches und inhaltliches Profil? Wer soll Kandidaten wählen, die nichts von sich preisgeben wollen?

8 Kommentare:

  1. bis hierhin habe ich zwei Anmerkungen zu den anstehenden Wahlen:

    1. finde ich die Zustellung der Wahlbenachrichtigung drei Wochen vor der Wahl doch etwas kurzfristig. Als ich dann am vergangenen Mittwoch bei der Stadt Warendorf war um die Direktwahl im Bürgerbüro durchzuführen konnte dies auf Grund der fehlenden Stimmzettel nicht durchgeführt werden. Jetzt bin ich mal gespannt, wann die Unterlagen per Post bei mir eintreffen.

    2. bis jetzt hat glaube ich noch niemand mitbekommen, dass auch der Landrat gewählt wird. Mir ist dies nur auf Grund von ein paar Plakaten aufgefallen. Wie aber soll der Kandidat (jetzt weiß ich schon nicht mal mehr den Namen) der offensichtlich von SPD und Grünen unterstützt wird Stimmen erhalten wenn hier kein Wahlkampf stattfindet. Selbst in der Zeitung konnte ich bisher nichts finden (Warendorfer Tageblatt - Kreisseiten schaue ich nicht rein.)

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  2. Von Anna Lyst:
    Wenn ein Kandidat vor der Wahl sein Profil nicht schärft, kann er auch nach dem Urnengang nicht sein Gesicht verlieren. Wer das verinnerlicht, handelt ganz im Sinne derjenigen Hinterbänkler, die in Berlin, Brüssel, Düsseldorf und Hintertux im Parlament sitzen, ohne jemals öffentlich Farbe bekannt zu haben. Volksvertreter bedeutet nicht, dass man gegenüber dem Volk vertreten muss, wer man ist. Nur wer Meinungslosigkeit und stromlinienförmige Passivität von der niedrigsten Stufe, dem Gemeinderat, an vorlebt, der hat das Zeug zum Weichensteller. Oder zu einem, der einen vermeintlichen Entscheider kennt.

    Das ist so wie weiland mit Kalle Rummenigge: Immer, wenn dieser Ballreter über Wochen für die Bayern, Inter Mailand oder die Nationalmannschaft kein Tor geschossen hatte, war er vor laufender Kamera stets der erste Gratulant von Knipser Dieter Hoeneß, Altobelli und Rudi Völler.

    Rummenigge ist wie k.a.: Er gewinnt an Profil, sobald sich Erfolg einstellt. Dann wird man wahrgenommen und kommt an prominenter Stelle in die Zeitung - wie Rummenigge.

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  3. Ach ja: Landratswahl ist auch noch!

    Dass am 25. Mai auch der Landrat des Kreises Warendorf zur Wahl steht, kann man allerdings im Stadtbild gut sehen - mal abgesehen davon, dass das Lesen insbesondere der Kreiseite der "Glocke" auch schon weitergeholfen hätte.
    Aber tatsächlich muss man schon sehr genau hinsehen, will man die Alternative erkennen. Die großflächigen Plakate des Amtsinhabers Dr. Olaf Gericke von der CDU dominieren nicht nur die deutlich kleineren Plakatierungen der Parten zur Ratswahl. Die Plakatierung für den Herausforderer des Landrats von der SPD fällt dagegen deutlich kleiner aus. Übrigens heißt er Franz-Ludwig Blömker. (Redaktion, pw)

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  4. Klaus Aßhoff
    Das wäre scharf gewesen, wenn die Piraten auch so plakatiert hätten: kein Foto, keine Angaben, kein Programm. Dann hätten sie sich am Nichtwahlabend mit den Nichtwählern zur Nichtwahlparty treffen können und ihre Erfolge feiern: Flaschen mit Luft zischen beim Kapselheben. Und die Gläser klingen neuartig hohl.

    Wählern mit Protestambitionen bieten sie leider so, wie sie sich nicht gezeigt haben, aber keine Basis.Obwohl ich finde, bei den Piraten wären die Protest- und Verdrossenenstimmen immer noch am besten aufgehoben.

    Wenn wenigstens Marina Weisband noch mal zur Kundgebung käme...

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  5. Hallo Herr Wild,
    da bin ich aber etwas enttäuscht vom diesem Statement.
    Es ist nun mal aufgrund des kommunalen Wahlrechts für kleine Parteien sehr schwer. Wir müssen für 20 Wahlbezirke 20 Personen finden, die bereit sind, sich zur Wahl zur Verfügung zu stellen, damit die Piraten überhaupt gewählt werden können. Direktmandate werden aber wohl leider nur an die CDU und SPD gehen. Daher ist für die kleinen Parteien die Reserveliste das Wichtigste. Die zieht aber eben nur, wenn man möglichst viele Wahlbezirke besetzt. Für neue und kleine Parteien ist daher die Aufstellung von Bekannten und Verwandten fast die einzige Möglichkeit, in die Stadträte einzuziehen.
    Wir Piraten stehen überdies zu dem Grundsatz "Themen statt Köpfe" und möchten, dass das Wahlprogramm einer Partei als Entscheidung dazu dient, welche Partei man wählt und nicht irgendwelche Personen,die austauschbar sind und ausgetauscht werden, je nachdem wie der Wind weht.
    Und "nur" weil eine Zeitung nach Details fragt, muss man gleich alles Gewünschte von sich preisgeben?
    Wir sind immer bereit, uns einer Diskussion zu stellen und Transparenz in größmöglichem Maße herzustellen. Persönlichkeitsrechte müssen davon allerdings unbehelligt bleiben. Alle für die Wahl notwendigen Angaben wurden gemacht und uns Programm steht im Internet zur Verfügung und wird teilweise noch als Flyer verteilt.
    Polemische Kommentare helfen leider nicht weiter!

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  6. Themen statt Köpfe ist ja in Ordnung. Ohne Themen geht es nicht, aber kopflos auch nicht. Wer um ein Ratsmandat kandidiert, sollte auch bereit sein, sich als Person und Persönlichkeit vorzustellen. Mit Polemik hat das nichts zu tun.
    Aber Polemik kann ich auch: Wenn Sie tatsächlich der Meinung sind, dass Personen, wie Sie schreiben, "austauschbar sind und ausgetauscht werden, je nachdem wie der Wind weht", dann hoffe sich, dass das kein poltisches Grundsatzpriogramm der Piraten ist. Für mich ist derjenige, dem ich mein Vertrauen durch Wahl schenke, immer noch für sein politisches Tun als Mandatsträger selbst und höchstpersönlich verantwortlich. Oder ist er/sie als Pirat nur einem Parteiprogramm verantwortlich und einem Fraktionszwang unterworfen? Ich hoffe nicht. (Redaktion, pw)

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    1. Ich weiß nicht ob Sie es schon gemerkt haben, aber ich stelle mich den ganzen lieben Tag vor. Nur nicht auf einem Plakat. Die WN ist so nett und veröffentlicht immer meine Leserbriefe. Finden Sie auch alle immer im Internet. Zum Strom, zur Internet-Infrastruktur, ...

      WEIL ich höchstpersönlich Verantwortung trage, WILL ich nicht PIRATENPARTEI drunter zu schreiben.

      Und in dieser in einem anderen Blog so kritisierten Facebook Gruppe, stelle ich mich ziemlich steif in den Wind. Sie wissen, wie Sie mich erreichen.

      Meine direkten Nachbarn haben bekundet mich zu wählen, und wenn ich noch im Wahlbezirk6 mein persönliches Anschreiben verteilt habe, passiert vielleicht ja doch noch ein Wunder.

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  7. 1) Bei den Piraten gibt es keinen Fraktionszwang! Jeder gewählte Vertreter ist alleine sich und seinem Gewissen gegenüber verantwortlich und sollte dementsprechend abstimmen und sich verhalten.
    2) Mit "austauschbar und ausgetauscht werden" meinte ich natürlich die anderen, etablierten Parteien in ihrem Vorgehen. Bei den kleinen Parteien werden Personen leider kaum direkt gewählt, sondern höchstens die Listenkandidaten. Daher trifft ihr Satz und Vorwurf nicht so wirklich richtig!
    3) Wir sind nicht kopflos und agieren auch nicht kopflos. Wir sind im Kreis Warendorf ein starkes Team, dass sehr gut zusammenarbeitet. Aber wir müssen auch nicht auf jeden Bock aufspringen. Und das mit der Kandidatur für ein Ratsmandat hatte ich bereits erklärt.

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